Diakonieverständnis

Diakonie wendet Not. Sie geht dabei auf  die Bedürftigkeit, Schwäche und auf das Leiden von Menschen ein. Diakonie umfasst alle Formen von helfenden Diensten an Menschen. Im Vordergrund steht dabei das lnteresse, dass Not gewendet wird, und nicht die Frage nach der Motivation, aus der heraus der Dienst getan wird.

Zur Diakonie befähigt sind deshalb alle Menschen, unabhängig davon, ob sie ihre Motivation aus dem Aspekt der Liebe Gottes zu den Menschen nahren oder aus der in ihnen angelegten Empathie gegenüber einem anderen, der in Not ist. Beispielhaft deutlich wird das im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das Jesus im Lukasevangelium erzahlt. (Kapitel 10, Verse 30-37) Der barmherzige Samariter lässt sich von dem berühren, wie es einem Menschen geht und tut das, was dessen Not wendet.

Der Hintergrund der Begriffe Diakonie – Diakon – Diakonisse

Der Ursprung des Begriffs Diakonie liegt im griechischen Wort «diakonia», das mit «Dienst» übersetzt werden kann. Jesus selbst hat sich als Diener bezeichnet (Lukas 22,27). Die ersten Christen haben für den Dienst an den Witwen Diakone eingesetzt. Das sind Personen, die den Dienst an Menschen, die sich in Not befinden, organisieren (Apostelgeschichte 6, 1-7).

Diakonissen wiederum sind Frauen, die einen uneigennützigen Dienst an Menschen leben. Als ehelose Frauen haben sie sich seit dem 19. Jh. in evangelischen Schwesternschaften zusammengeschlossen, die eine Glaubens-, Dienst- und Lebensgemeinschaft bilden. Sie haben sich aus der Kraft des Glaubens in der Pflege engagiert und Krankenhäuser und Pflegezentren gegründet, die bis heute existieren.

Bethesda – ein Diakonat

Ein Diakonat ist eine Institution, die sich dem Auftrag stellt, den Menschen zu dienen und dazu beizutragen, ihre Not zu wenden.

Ein Diakonat leitet diesen Auftrag – wie die Kirchen – aus dem Evangelium, der guten Nachricht von Jesus Christus ab. Jesus hat Menschen an Leib und Seele geheilt. Er hat eine Tischgemeinschaft gepflegt, die Menschen eine Gemeinschaft ermöglicht, ohne vorher Bedingungen erfüllen zu müssen. Diese Gemeinschaft ist ein Beispiel dafür, wie Gott das Leben meint: Alle  sind  willkommen. Alle sollen gestärkt werden.

Der Fokus des Diakonats Bethesda liegt auf der Heilung und Pflege von kranken Menschen und auf der Pflege und Betreuung von alten Menschen. Das widerspiegelt auch der Name «Bethesda», das ist Hebraisch und heisst «Haus der Barmherzigkeit». Hintergrund ist der Bericht, in dem Jesus am Teich Bethesda einen Menschen heilt (Johannes 5,1-9).

Das Diakonat Bethesda ist ein kirchlicher Ort

Dienst, Zeugnis/Bildung, gottesdienstliche Feier und Gemeinschaft sind die Wesensmerkmale aller Kirchen, auch wenn sie diese einzelnen Elemente je unterschiedlich gewichten. Als Diakonat Betehsda sind wir keine Kirche, aber das Spital und die Alterszentren sind «kirchliche Orte», in denen diese Elemente präsent sind. Als Diakonat legen wir den Schwerpunkt auf den Aspekt des Dienstes, an dem sich alle MitarbeiterInnen beteiligen können.

Das Diakonat Bethesda – eine vernetzte Partnerin und Pionierin

Die Hilfe an kranken und alten Menschen ist im Verlauf der vergangenen einhundert Jahre eine Dienstleistung geworden, die mehr und mehr in gesetzliche Regelungen und Leistungsaufträge des Staates eingebunden worden ist.

Das Diakonat erbringt diesen Dienst heute zusammen mit anderen Leistungserbringern als Partner der öffentlichen Hand.

Das Diakonat ist zu einer vernetzten Partnerin geworden. Auch unter diesen Rahmenbedingungen bleibt dies Hilfe Diakonie, obwohl sie mehrheitlich keinen pionierhaften Charakter mehr hat. Das Anliegen bleibt bestehen, als Pionierin aktiv zu werden, wo eine Not-wendige Unterstützung fehlt, oder wo einem eine Not vor die eigenen Füsse fällt. Not macht erfinderisch: hinschauen – verstehen, deuten – Position beziehen, planen, handeln.

Verschiedene Dimensionen des diakonischen Wirkens

Diakonie ist im Auftrag des Evangeliums von Jesus Christus verankert. Die Reflextion dieses Deutungshorizontes ermöglicht, Dimensionen des Wirkens im Auge zu behalten, die untrennbar mit dieser Wurzel verbunden sind. Diese Dimensionen sind dem Diakonat Bethesda nicht exklusiv gegeben und darum auch in anderen und in nicht kirchlichen Werken zu finden. Wir freuen uns mit allen, die diese Dimensionen in ihrem Wirken ebenfalls leben:

  • Diakonie hat den Menschen als Ganzes im Blick, mit Leib und Seele – und betreibt nicht nur eine körperliche Reparaturwerkstatt.
  • Diakonie wirkt für die Menschen und mit den Menschen – und zusammen für andere Menschen. Die Frage von Jesus «Was willst du, dass ich dir tun soll?» bleibt eine Leitfrage.
    Diese Frage zu stellen bedeutet, nicht schon zu wissen, was für den anderen gut ist.
  • In der Diakonie werden Missstaände in den eigenen Institutionen und in der Gesellschaft benannt und Ansätze zu einer positiven Veränderung in die Wege geleitet. Diakonie erhebt für diejenigen die Stimme, die nicht gehört werden.
  • In der Diakonie gibt es eine Achsamkeit für das, was an Not vor die Füsse fällt. Diakonie lässt sich betreffen von dem, was da ist.
  • Was in der Diakonie an Geld verdient wird, wird weiter in die Entwicklung des Dienstes investiert.

Woran wir uns messen lassen

Anhand der folgenden Kriterien zeigt sich, ob wir als Diakonat Bethesda diakonisch wirken:

  1. Die Not von Menschen wird gewendet: Heilung von Krankheit, Pflege in Krankheit, betreuende und pflegende Unterstützumg, Trost in Trauer, Halt in Orientierungslosigkeit, Erleben von Sinn trotz Brüchen, Mut zum Leben und Mut zum sich Überlassen im Sterben.
  2. Begegnungen und Beziehungen sind geprägt von einer menschlichen, fachlichen und spirituellen Qualität.
  3. Menschen machen die Erfahrung von Anteil nehmendem Mitgefühl, Solidarität, Freiheit und Gerechtigkeit.

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